Die entscheidende Frage der Er-lösung

Wie kann man in dieser Zeit dem Affenzirkus, der sich Welt nennt, noch begegnen?
Das tun, was alle tun, ist einfach, hält aber in Abhängigkeit gefangen.
Wie ein Kind von den Eltern, so sind die meisten sogenannten Erwachsenen von Autoritäten, Lehren, Trends und vorgegebenen Meinungen abhängig.
Anweisungen anderer befolgen, erfordert keine Selbstinitiative, hält einen in Sklaventum und führt somit niemals zur Wahrheit. Auf diesen Abwegen können wir lange herumirren, bis hin zu jenen Momenten der Verzweiflung, wenn es nicht mehr weiter geht und man mit seinem Latein am Ende ist, obwohl man doch alles versucht hat. Erst auf den Zustand größter Verzweiflung, wenn das Kämpfen endlich aufhört, folgt ein Moment der Stille. Dann stellen wir die alles entscheidende Frage: Was ist in meinem Leben in Unordnung geraten? Was ist falsch gelaufen? Nur wer diese Frage stellt, kann den Gral erringen, kann also von seinem Leiden erlöst werden. Parzival ist bis zu dieser Frage vorgedrungen. Am Ende seiner Kraft und Möglichkeiten angekommen, erschöpft und scheinbar gescheitert, fragt er seinen kranken König: „Was fehlt dir, Oheim?“ Der König unseres inneren Königreichs ist schwach, krank, ohnmächtig, vermag sein Reich nicht mehr zu regieren und es gilt, dies zu erkennen und Abhilfe zu schaffen. Ganz in Ruhe, abseits vom Alltagslärm, indem die Zeit reif ist, erkennen wir, was uns fehlt und Heilung kann erfolgen. Jenseits aller Anweisungen, Ansprüche, Wünsche, Begierden und Ängste kann das Wunder sich entfalten. Das getriebene Herz wird frei wie eine leere Schale, wird zum Gralsgefäß.
Der innere, geistige Führer übernimmt. Er kennt den Weg zurück. Die Religio kann erfolgen.

Catherine Thurner

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